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Zwei unermüdlich Reisende

Der Luxemburger Gordian Troeller (1917-2003) und die Französin Marie-Claude Deffarge (1924-1984) bildeten seit den 1950er Jahren ein journalistisches Team. Schreibend und fotografierend beobachteten sie das Ende der europäischen Kolonialherrschaft. Sie analysierten die aus den kolonialen Herrschaftsverhältnissen entstehenden neuen Strukturen, welche zur sogenannten „Unterentwicklung der Dritten Welt“ führten – zuerst im Iran und Nahen Osten, später auch in Afrika und Lateinamerika.

Aller Zeit voraus

Von 1959-1969 setzen sie mit 81 sozialpolitisch engagierten Reportagen und herausragenden Fotoarbeiten  im Magazin Stern journalistische Maßstäbe. Eine Serie in 25 Folgen über die Stellung der Frau in den unterschiedlichen Kulturen der Welt erregte ab 1964 – noch vor der Sexuellen Revolution der 1970er Jahre – das Interesse einer breiten Leserschaft.

Die entwicklungspolitische Thematik vertieften Troeller/Deffarge in den 1970er Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Wirtschaftswissenschaftler François Partant und der deutschen Pädagogin Ingrid Becker-Ross.

Die Themen der Welt

In mehr als 80 Dokumentarfilmen für das Fernsehen führten sie einem breiten Publikum vor Augen, wie das in der Entwicklungspolitik vorherrschende Fortschrittsdenken und der westliche Ethnozentrismus zu materieller Verarmung, kultureller Zerrüttung und gesellschaftlichem Zerfall in der Dritten Welt führten. Sie prangerten in ihren Filmen die modernen kapitalistischen Strukturen an, welche durch die enge Verzahnung der Ersten mit der Dritten Welt zu unbeherrschbaren Risiken weltweit führen.
Seit 1974 arbeiteten sie ausschließlich für das Erste Deutsche Fernsehen. Bis 1999 wurden im Ersten Programm der ARD insgesamt 70 Filme in drei Serien ausgestrahlt: „Im Namen des Fortschritts“, „Frauen der Welt“, „Kinder der Welt“. Das so entstandene Filmwerk ist mehrfach ausgezeichnet worden.

Dem Zeitgeist auf der Spur

Troeller/Deffarges Reportagen und Dokumentarfilme sind auch heute noch in vielerlei Hinsicht aktuell. Erst im 21. Jahrhundert, unter dem Eindruck von zerfallenden Staaten, Volksaufständen, Kriegen und Flüchtlingsströmen, sowie den globalen Folgen von Klimawandel, Umweltzerstörung, Finanzkrisen – und letztlich der Ausbreitung des Terrors auch auf dem Boden der Industrieländer – setzt sich in Europa ein breites Bewusstsein von den Gefahren des eingeschlagenen Weges durch.

Alle erhaltenen Filme sind digitalisiert und über diese Seite aus dem Internet zu beziehen. Das während der „Stern“ Reportagen und späteren Filmdokumentationen entstandene Fotoarchiv wird vom Folkwang Museum in Essen übernommen. Leider sind nicht alle im Stern gezeigten Fotos im Original erhalten, so dass sie zum Teil von den verblichenen Sternseiten ab fotografiert werden mussten.

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